Zahl der räumungsbeklagten Haushalte stark rückläufig
Kiel, den 16.08.2007
Zahl der räumungsbeklagten Haushalte stark rückläufig
Im 2-Jahres-Rhythmus untersucht der Landesmieterbund die Entwicklung der Räumungsklagen in den 10 größten Städten des Landes. Dabei zeichnete sich im Jahre 2005 basierend auf den Zahlen von 2003 und 2004 eine leicht rückläufige Tendenz ab. Mit Rücksicht auf die seinerzeit sehr heftig geführte Diskussion um die Folgen der Einführung von Hartz IV hatten die schleswig-holsteinischen Mietervereine mit einem deutlichen Anstieg dieser Zahlen gerechnet.
Das Gegenteil ist erfreulicherweise der Fall. Gegenüber 2005 haben die Zahlen des Jahres 2006 um volle 18,2 % nachgegeben, nachdem auch im Vorjahr schon ein Rückgang um 13,6 % zu verzeichnen war. Der Mieterbund Schleswig-Holstein führt diese positive Entwicklung auf den immer noch deutlich entspannten Wohnungsmarkt zurück. Fakt ist auch: Die meisten Vermieter – insbesondere die der unternehmerischen Wohnungswirtschaft – haben ein Sozialmanagement eingerichtet, das frühzeitig auf Rückstände reagiert und das Gespräch mit den Betroffenen sucht. Damit soll ein weiteres Auflaufen von Rückständen verhindert und ein Weg gefunden werden, wie Mietschulden sukzessive abgebaut werden können.
Der noch entspannte Markt erlaubt es Mieterhaushalten aber auch, ihre Wohnkostenbelastung zu senken, indem sie zu teure Wohnungen kündigen und sich in der unmittelbaren Nachbarschaft mit preiswerterem – häufig auch besserem Wohnraum zu versorgen. Die Entwicklung wird durch die Tatsache gestützt, dass sich das Mietgefüge im Land teilweise abgesenkt hat, deutlich abzulesen z. B. am Kieler Mietspiegel, der innerhalb von vier Jahren kräftig nachgegeben hat. Anders hingegen die Hansestadt Lübeck: Dort haben sowohl der Mietspiegel 2004, wie auch der Mietspiegel 2006 deutliche Steigerungen mit sich gebracht. Hierin sieht die Mieterorganisation auch eine der Ursachen dafür, dass Lübeck mit deutlichem Abstand Spitzenreiter bei den Räumungsklagen ist, und zwar mit 2,26 Räumungsklagen je 1.000 Einwohner gegenüber einem Landesdurchschnitt von 1,6.
Als besonders erfreulich bezeichnet der Landesmieterbund die Tatsache, dass die Landeshauptstadt Kiel mit einem Wert von 1,19 knapp hinter Norderstedt den niedrigsten Wert im Land aufweist. Die Zahlen in den übrigen Kommunen liegen vergleichsweise dicht beieinander und lassen nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Region zu. Der relativ hohe Wert von Pinneberg (1,91 Klagen je 1.000 Einwohner) könnte zunächst auf eine angespanntere Situation im hamburgischen Umland hindeuten. Dagegen sprechen allerdings die niedrigen Werte von Norderstedt 1,11, Elmshorn 1,22 und Wedel 1,34 Räumungsklagen je 1.000 Haushalte.
Das unter dem Strich überraschend günstige Ergebnis darf nach Auffassung des Landesmieterbundes nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Wohnungsmarkt weiterhin stark im Umbruch befindet. Die großen Wohnungsunternehmen sind alle miteinander teils mehrfach verkauft worden, versuchen ihre Rendite zu verbessern und schotten sich rigoros gegen einkommensschwache und Problemhaushalte ab. Der Sozialwohnungsbestand schrumpft einer Restgröße entgegen und das Innenministerium denkt darüber nach, die Restlaufzeiten von Sozialbindungen bei 35 Jahren zu kappen.
Gleichzeitig werden immer mehr preiswerte Wohnungen vom Markt genommen, indem kleinere Wohnungen zu größeren Einheiten zusammengelegt werden und immer mehr einfach ausgestattete Wohnungen der Abrissbirne zum Opfer fallen. Die Neubautätigkeit im Geschosswohnungsbau verharrt auf niedrigstem Niveau. Parallel dazu wird der Wohnungsbestand in immer schnellerem Tempo modernisiert, so dass die Talfahrt bei den Mieten ihr Ende gefunden haben dürfte, während die Betriebs- und Energiekosten rasant weiter steigen. Landesgeschäftsführer Jochen Kiersch kann sich deshalb – trotz der guten Konjunkturlage – nicht vorstellen, dass die Zahl der Räumungsklagen noch weiter nachgibt. Er rechnet günstigstenfalls mit Stagnation, eher jedoch mit einer Umkehr dieser Entwicklung.
Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel