Wohnungswirtschaft setzt auf Gefühl

Kiel, den 16.07.2008

Wohnungswirtschaft setzt auf Gefühl

In einer Pressemitteilung des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen zitiert der Verband die Ergebnisse der Wohnungsmarktbeobachtung 2007, die von der Investitionsbank erhoben worden ist. Was der Verband diskret weglässt: Die Datenbasis für 2007 war nicht komplett –

teilweise ist auf Daten aus dem Jahre 2006 zurückgegriffen worden. Darüber hinaus drückt das Monitoring, welches Bestandteil dieses Konzeptes ist, Erwartungshaltungen der Marktbeteiligten aus. Und selbst da scheint der VNW nicht richtig aufgepasst zu haben: Bei der Mietenentwicklung kam jedenfalls unter anderem heraus:

Einschätzung der Entwicklung der Nettokaltmieten bei der Neuvermietung ungebundener Wohnungen 2008 (regionalisiert)

 

A

B

C

leicht sinkend

0,0 %

0,0 %

3,7 %

gleichbleibend

18,8 %

41,7 %

37,0 %

leicht steigend

81,2 %

58,3 %

59,3 %

Summe

100,0 %

100,0 %

100,0 %

 

 

 

 

verwertbare Fragebögen 1)

16

26

27

A kreisfreie Städte

B Hamburger Umland (Kreise PI, SE, OD, RZ)

C restliches Schleswig-Holstein

1) Spotlight-Kommunen, Wohnungsunternehmen, Mietervereine

Es würde auch nicht schaden, wenn der VNW einen Blick in die Wohnungsmarktprognose für Schleswig-Holstein bis 2020 werfen würde, die das Land in Auftrag gegeben hat. Dort heißt es unter anderem: „Zudem hat die Studie gezeigt, dass die soziale Wohnungsversorgung auch unter relativ entspannten Wohnungsmarktverhältnissen weiterhin eine bedeutende Aufgabe der Wohnungspolitik darstellt, und zwar sowohl für das Land, als auch für die Kommunen. Ein möglichst umfangreicher Ersatz von wegfallenden Bindungen über Förderung sollte weiterhin in Kombination mit örtlichen Kooperationen und Verträgen zur Belegung von Wohnungen verfolgt werden. Das Niveau der Förderung von Sozialwohnungen der letzten vier Jahre sollte in den kommenden Jahre zumindest gehalten werden.“. (a. a. O. Seite 272). Dem ist nichts hinzuzufügen.

Für die Mieterorganisation ist die lautstarke Forderung der Wohnungswirtschaft nach vorzeitiger Beendigung von Preis- und Belegungsbindungen nicht überraschend. „Da rufen diejenigen nach einer Gesetzesänderung, denen sie wirtschaftlich nützt“ so Landesgeschäftsführer Jochen Kiersch. Die größten Anbieter im Lande – Deutsche Annington und Pirelli beispielsweise – sind Mitglied im Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen. Die Mieterorganisation hofft jedenfalls, dass der Landtag sich von dem lauten Trommeln des VNW für rein wirtschaftliche Interessen nicht beeindrucken lässt.

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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