Vonovia: Übernahmepläne nützen Mietern nicht! Deutschlands größter Vermieter setzt auf Wachstum durch Übernahmen Weder der Wohnungsmarkt, noch die Mieter werden davon profitieren
Kiel, den 30.11.2015
Vonovia: Übernahmepläne nützen Mietern nicht!
Deutschlands größter Vermieter setzt auf Wachstum durch Übernahmen
Weder der Wohnungsmarkt, noch die Mieter werden davon profitieren
Das größte Wohnungsunternehmen Deutschlands, die Vonovia SE (vormals Deutsche Annington) hat seine Aktionäre für den 30.11.2015 zur außerordentlichen Hauptversammlung nach Düsseldorf geladen. Dort soll über die Übernahme des größten Konkurrenten, der „Deutsche Wohnen AG“, entschieden werde. Die Zustimmung der eigenen Aktionäre wäre der erste Schritt auf dem Weg zur nächsten Großfusion auf dem Wohnungsmarkt. Die Vonovia, die bereits Anfang des Jahres die Gagfah übernommen hatte, würde im Ergebnis über 500.000 Wohnungen besitzen und weitere zehntausende verwalten. Positive Veränderungen für die Mieter und die Wohnungsmärkte sind aus Sicht des Deutschen Mieterbundes Landesverband Schleswig-Holstein dadurch jedoch nicht zu erwarten.
„Wenn sich heute der nächste Schritt auf dem rasanten Wachstumskurs der Vonovia ankündigt, dann ist das kein Grund zum Jubeln“, stellt Geschäftsführerin Heidrun Clausen des Deutschen Mieterbundes Landesverband Schleswig-Holstein klar und erklärt: „Durch die angestrebte Übernahme der „Deutsche Wohnen AG“ durch die Vonovia wird keine einzige Wohnung geschaffen. Das ist es aber, was wir angesichts der steigenden Mietpreise und der Aufnahmen von Flüchtlingen dringend brauchen: Mehr Wohnungen!“ Angesichts des Transaktionsvolumens von rund 14 Mrd. Euro einschließlich der Aufnahme neuer Kredite erscheint es fraglich, ob der Wohnungsgigant seine kürzlich erfolgte Ankündigung, erstmalig auch in größerem Umfang neu bauen zu wollen, tatsächlich einhalten kann.
Im Gegenteil befürchtet der Deutsche Mieterbund Landesverband Schleswig-Holstein, die angestrebte Fusion könne Nachteile für die Mieterinnen und Mieter bedeuten. „Die Übernahme der „Deutsche Wohnen AG“ wird den Druck zur Kostensenkung einerseits und Steigerung der Einnahmen andererseits erhöhen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn anschließend die Mieten steigen“, erläutert Geschäftsführerin Heidrun Clausen.
Mit Sorge zu betrachten ist weiterhin, dass durch den Zusammenschluss der beiden größten Wohnungsunternehmen die Vonovia eine zunehmend dominante Rolle in der Branche spielen würde. „Alle Augen sind auf den Marktführer gerichtet. Wenn dort bestimmte Geschäftspraktiken eingeführt werden, wirkt sich das auf die ganze Branche aus“, schätzt Geschäftsführerin Heidrun Clausen ein, „So können aber auch negative Entwicklungen zu Lasten der Mieter an Dynamik gewinnen.“ Der Deutsche Mieterbund Landesverband Schleswig-Holstein sieht hier vor allem Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen betroffen, die mancherorts bei der Wohnungssuche nicht an der Vonovia vorbeikommen.
Ein negatives Vorbild ist die Vonovia auch in der Frage der Umgehung der Grunderwerbsteuer. Ganz offen erklärt der Vorstand in der Einladung zur Hauptversammlung, wie die Fälligkeit der Grunderwerbssteuer umgangen werden soll. „Nach eigenen Angaben schleust das Unternehmen so einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an der Finanzbehörde vorbei. Das ist zwar augenblicklich legal, aber dennoch ein Skandal!“, bekräftigt Geschäftsführerin Heidrun Clausen.
Der Wachstumskurs der Vonovia ist aber auch aus anderen Aspekten kritisch zu bewerten. So wird unternehmensseitig behauptet, die Größe mache sich auch für die Mieter bezahlt, da Dienstleistungen und Materialien durch die großen Wohnungsunternehmen günstiger eingekauft werden könnten. „Wir stellen jedoch fest, dass die Mieten und Betriebskosten weiter steigen“, so Geschäftsführerin Heidrun Clausen, „Insbesondere bei Modernisierungen bittet das Unternehmen die Mieter zur Kasse, während dringende Instandhaltungsarbeiten auf sich warten lassen. Aber auch bei den Betriebskosten finden sich immer neue Kostenpositionen, die aus unserer Sicht zweifelhaft sind.“
Der Deutsche Mieterbund Landesverband Schleswig-Holstein schätzt ein, dass das Unternehmen auch weiterhin seinen Wachstumskurs zu Lasten der Mieterinnen und Mieter finanzieren wird. Daher schließt sich der Deutsche Mieterbund Landesverband Schleswig-Holstein den Forderungen des bundesweiten Vonovia-Aktionsbündnisses (Zusammenschluss aus Mietervereinen und -initiativen) an und fordert u.a. vom Unternehmen:
- Eine energetische und altengerechte Erneuerung der Wohnungsbestände, ohne dass es zu finanziellen Überlastungen und Verdrängungen der Mieter/innen kommt,
- Korrekte, transparente und rechtzeitig belegte Betriebskostenabrechnungen.
Verantwortlich: Geschäftsführerin Heidrun Clausen, Kiel