Mietenentspannung nur im oberen Marktsegment Meßzahlen des Statistischen Landesamtes bestätigen die Thesen des Mieterbundes
Kiel, den 21.07.98
Mietenentspannung nur im oberen Marktsegment
Meßzahlen des Statistischen Landesamtes bestätigen die Thesen des Mieterbundes
Im Halbjahresabstand fragt der Mieterbund Schleswig-Holstein die Meßzahlen des Statistischen Landesamtes zur Mietenentwicklung ab. Dabei zeigt sich überdeutlich, daß die von der Mieterorganisation beobachtete Spaltung der Marktverhältnisse auch durch die Statistik bestätigt wird und zunehmend stärker ausfällt.
Lagen die Steigerungsraten der unterschiedlichen Wohnungstypen zwischen Januar 1996 und August 1997 noch relativ dicht beieinander, so ist ab September 1997 eine deutliche Entkoppelung zu beobachten. Die Jahressteigerungsrate der Altbauwohnungen mittleren Wohnwertes bei Nettomieten liegt bei deutlich über 5 Prozent. Neubauwohnungen mittleren Wohnwertes und öffentlich geförderte Neubauwohnungen hingegen haben gegenüber dem Vorjahr nur noch um ca. 1 Prozent zugelegt. Damit liegt die Steigerungsrate der preiswerteren Altbauwohnungen um gut 4 Prozent Punkte höher als bei den Neubauwohnungen. Die Entspannung im oberen Marktsegment erweist sich dabei als sehr zweischneidig. Tatsächlich findet ein verschärfter Wettbewerb im Segment der preiswerten Wohnungen statt mit der Folge, daß diese einen überproportionalen Mietenschub erfahren. Vor diesem Hintergrund kritisiert der Landesmieterbund die Bestrebungen auf Landes- und kommunaler Ebene, die in Regie der öffentlichen Hand befindlichen Wohnungsunternehmen mit zusätzlichen Abgaben zu belasten oder gar ganz zu verkaufen, wie dies für die LEG und die Kieler Wohnungsbaugesellschaft zutrifft. Gerade vor dem Hintergrund dramatisch abschmelzender Sozialwohnungsbestände sei es um so wichtiger, das preiswerte Marktsegment nachhaltig zu unterstützen. Dazu gehöre allemale Maßnahmen abzublasen, die im Ergebnis auf eine Schwächung dieses Marktsegmentes hinauslaufen.
Entwicklung der Nettomieten in Schleswig-Holstein
Als auffällig bezeichnet der Landesmieterbund in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, daß – von der Entwicklung der Altbaumieten abgesehen – die Entwicklung der Schleswig-Holstein-Mieten nicht wesentlich von der auf Bundesebene unterscheidet. Die Steigerungsrate lag im Januar 1996 einheitlich bei 3 bis 3,5 Prozent und sackte auf ca. 1 Prozent bei den Neubauwohnungen in Schleswig-Holstein und 1,5 Prozent über alle Wohnungsbestände auf Bundesebene im Sommer 1998 ab. Im gleichen Zeitraum pendelte der Index für Arbeitnehmerhaushalte mittleren Einkommens um die Marke von 1,5 Prozent, also weit unter den Mietsteigerungsraten. Zwangsläufig hat sich damit die absolute Wohnkostenbelastung der Mieterhaushalte auch in diesem Zeitraum drastisch erhöht.
Entwicklung der Bundesmieten und Arbeitnehmereinkommen (4 Pers. mittleres Einkommen)
Als auffällig bezeichnete der Landesmieterbund ferner die Tatsache, daß sich die Steigerungsraten bei Brutto- und Nettomieten fast parallel entwickelt haben.
Entwicklung der Bruttomieten in Schleswig-Holstein
Er führt dies auf ein deutlich gestiegenes Kostenbewußtsein auf der Vermieterseite bei den dispositiven Betriebskosten zurück. So bestehen auf Vermieterseite kaum Einflußmöglichkeiten auf die Höhe öffentlicher Gebühren. Bei Hausmeisterleistungen, Kosten der Gartenpflege, Schnee- und Eisbeseitigung, sowie vielen anderen dispositiven Betriebskostenarten mehr scheint sich auf Vermieterseite aber die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, daß Übertreibungen hier letztendlich zu Lasten der Nettorendite gehen, so daß sich das Kostenbewußtsein in diesem Bereich erstmalig zu Gunsten der Mieterschaft auswirkt.
Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel