Heizkosten steigen auf Rekordniveau – Hohe Nachzahlungen vorprogrammiert

Kiel, den 14.07.2005

Heizkosten steigen auf Rekordniveau – Hohe Nachzahlungen vorprogrammiert

Die aktuell bei den schleswig-holsteinischen Mietervereinen auflaufenden Heizkostenabrechnungen der Periode 2004/2005 liegen schon deutlich über denen des Vorjahres. Für die Heizperiode 2005/2006 erwarten die schleswig-holsteinischen Mietervereine allerdings einen noch sehr viel stärkeren Anstieg

, von dem abzusehen ist, dass er Nachzahlungen mit sich bringen wird, die viele Haushalte in Bedrängnis bringen. Ursächlich ist der dramatische Anstieg bei den Heizöl- und Erdgaspreisen. So musste für den Liter Heizöl kurz vor dem Golfkrieg im März 2003 schon ein absoluter Spitzenpreis von fast 45 Cent hingelegt werden. Dieser Wert sank im Mai 2003 auf ca. 30 Cent je Liter und pendelte bis März 2004 zwischen 30 und 35 Cent. Danach aber ging es steil bergauf bis zu einem neuen Spitzenwert von rund 50 Cent je Liter Heizöl im Herbst 2004. Inzwischen ist die Marke von 60 Cent je Liter Heizöl erreicht, was praktisch einer Verdoppelung der Heizölkosten gegenüber dem Jahr 2003 gleich kommt. Für die Heizkostenabrechnungen 2005/2006 bedeutet dies, dass bei Ölzentralheizungsanlagen mit einer Steigerung der tatsächlichen Heizkosten um 50 bis 70 Prozent zu rechnen ist – je nach der in den Tanks vorhandenen Restmenge des preiswerteren Heizöls aus dem Vorjahr.

 

Aber auch beim Gas sieht es nicht besser aus: Mit 3 kräftigen Preissteigerungen in kurzer Abfolge hat z.B. E.ON Hanse seine Gaskunden zur Kasse gebeten. Die Mietervereine unterstützen dabei den Widerstand der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein gegen diese Preiserhöhungen – sie weisen aber darauf hin, dass die Situation für Mieterhaushalte ungleich schwieriger ist. In den meisten Fällen bestehen keine unmittelbaren vertraglichen Beziehungen zu dem Gaslieferanten, weswegen der Deutsche Mieterbund Landesverband Schleswig-Holstein diejenigen Vermieter, die ihre Miethäuser mit Erdgas beheizen, auffordert, sich dem Widerstand im Interesse ihrer Mieter anzuschließen. Die Mieterorganisation sieht die Vermieter dazu auch durchaus verpflichtet, weil nach dem jetzigen Kenntnisstand die Gaspreiserhöhungen von E.ON Hanse deswegen unbegründet sind, weil das Unternehmen der Aufforderung seiner Kunden nicht nachkommt, die Billigkeit seiner Preiserhöhung nachzuweisen. Da absehbar ist, dass die Sache gerichtlich ausgetragen wird, sollte die Vermieterseite Zahlungen an die Gasversorger wenigstens unter Vorbehalt leisten, um die Möglichkeit zu haben, Rückforderungsansprüche geltend zu machen, falls die Sache im Sinne der Verbraucher entschieden wird. Die Mieterorganisation ruft aber auch die Mieterhaushalte auf, ihren Teil zu diesem Widerstand beizutragen, indem sie ihre jeweiligen Vermieter auffordern, derartige Vorbehalte geltend zu machen. Ein entsprechendes Formschreiben kann auf der Internetseite des Deutschen Mieterbundes Landesverband Schleswig-Holstein unter www.mieterbund-schleswig-holstein.de heruntergeladen werden.

Die Mieterorganisation weist darauf hin, dass der Widerstand gegen die Anhebung der Gaspreise auch im Interesse der Vermieter sein müsste. Die kartellähnlichen Strukturen in diesem Bereich führen dazu, dass die Energiewirtschaft so viel Kaufkraft absaugt, dass dies auch in der Wohnungswirtschaft zu Lasten der Nettorendite geht. Nicht viel anders geht es den Kommunen; nach geltendem Recht sind neben der Übernahme der Mietkosten in angemessenem Umfang Heiz- und Betriebskosten in tatsächlicher Höhe zu übernehmen. Ein großer Teil dieser Mehrkosten wird also bei den ohnehin gebeutelten Kommunen hängen bleiben, die ja schließlich selber für ihre öffentlichen Gebäude ohnehin ebenfalls zur Kasse gebeten werden.

Und welche Sofortmaßnahmen hält die Mieterorganisation für erforderlich: Eine durchaus effektive Maßnahme, Heizkosten einzusparen, ist die Absenkung der Raumtemperatur; bei einer Absenkung um 1 Grad fallen rund 6 Prozent niedrigere Heizkosten an. Wer von 22 auf 20 Grad zurückgeht und sich in der kalten Jahreszeit in der Wohnung statt im Hemd lieber zusätzlich mit einem Pullover aufhält, kann also einen deutlichen Spareffekt erzielen. Aber auch beim warmen Wasser sind Einsparpotentiale möglich. So verbraucht ein Vollbad rund zwei- bis dreimal soviel Energie und Wasser wie ein Duschbad von 6 Minuten. Und die Warmwasserkosten eines Haushaltes schlagen im Durchschnitt mit immerhin 18 Prozent der Heizkosten zu Buche, wenn das Warmwasser über die Zentralheizung läuft.

Und schließlich empfehlen die schleswig-holsteinischen Mietervereine allen Mieterhaushalten, sich die Heizkostenabrechnung 2004/2005 noch einmal vorzunehmen. Richtigkeit dieser Abrechnung unterstellt sollte bei erdgas- und ölbetriebenen Zentralheizungsanlagen mit wenigstens 40 Prozent höheren Kosten in der Heizkostenabrechnung 2005/2006 gerechnet und eine entsprechende Rücklage gebildet werden.

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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