Frühjahrsumfrage des Landesmieterbundes Entspannungstendenzen am Wohnungsmarkt unverändert

Kiel, den 11.05.2000

Frühjahrsumfrage des Landesmieterbundes
Entspannungstendenzen am Wohnungsmarkt unverändert

Die Frühjahrsumfrage 2000 zur Wohnungsversorgung in Schleswig-Holstein ist abgeschlossen und ausgewertet. Danach zeigen sich am schleswig-holsteinischen Wohnungsmarkt unverändert deutliche Entspannungstendenzen mit auffälligen Besonderheiten im Einzelfall:

Von 25 befragten Gemeinden mit mehr als 10 Tausend Einwohnern haben 22 geantwortet und 21 verwertbare Zahlen geliefert. Danach ist die Zahl der wohnungssuchend gemeldeten Haushalte hochgerechnet auf das gesamte Land noch einmal von 24.600 auf 20.600 gemeldete Haushalte im Frühjahr 2000 zurückgegangen. Dies entspricht einer Veränderung von 16 Prozent. Der Rückgang nährt sich aus fast allen Gemeinden mit Ausnahme von Ahrensburg (plus 11 Prozent), Bad Segeberg (plus 39 Prozent) und Heide (plus 16 Prozent). Auch in Wedel zeigt sich ein Anstieg um 15 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass im hamburgischen Umland eine Trendwende einsetzt, die in absehbarer Zeit auch wieder den Großraum Kiel erreichen könnte, wenngleich die Zahl der wohnungssuchend gemeldeten Haushalte in Kiel von 2.047 auf 1.020 entsprechend minus 50 Prozent zurückgegangen ist. Allerdings wird in Kiel, wie auch in anderen Gemeinden, seit einiger Zeit eine stärkere Bestandsbereinigung vorgenommen, da vor dem Hintergrund der derzeitigen Leerstände etliche Vermittlungsversuche vermehrt an den individuellen Vorstellungen der Wohnungssuchenden scheitern. Einzelheiten bitten wir der Tabelle und der Grafik zu entnehmen.

 

Bei den mit Notunterkünften versorgten Haushalten sind nennenswerte Veränderungen nicht mehr festzustellen. Seit 1998 liegt diese Zahl zwischen 3 Tausend und 4 Tausend Haushalten und verändert sich offenbar auch vor dem Hintergrund teilweise deutlicher Wohnungsleerstände nicht mehr signifikant. Betroffen sind nach Meldung der Kommunen Asylsuchende, Spätaussiedler, Kriegsflüchtlinge und Asylberechtigte. Hier die Grafik dazu.

Bei den wohnungslosen Personen in Schleswig-Holstein stellt sich die Situation auf dem Papier ebenfalls als Verbesserung dar, allerdings schwanken die Angaben der Kommunen hier beträchtlich und beruhen zum großen Teil auf Schätzungen. Die sich aus den Rückmeldungen der Kommunen ergebende Zahl ist daher mit großer Zurückhaltung zu verwenden.

Nunmehr im zweiten Jahr hat der Landesmieterbund bei seiner Frühjahrsumfrage auch die den Sozialämtern durch die Amtsgerichte gemeldeten Zahlen der räumungsbeklagten Haushalte abgefragt. Hier hat sich allerdings eine herbe Überraschung ergeben: Die Anzahl der räumungsbeklagten Haushalte ist nämlich von 5.240 im Jahre 1999 auf 6.130 im Frühjahr 2000 hochgeschnellt. Nach Auffassung des Landesmieterbundes deutet dies auf eine Verschärfung der Wohnungsprobleme bei finanzschwachen Haushalten hin, zurückzuführen auf die exorbitanten Mietsteigerungen der letzten Jahre. Finanzschwache Haushalte haben von der Entspannung am Wohnungsmarkt nicht profitiert, weil Mietsenkungen und Wohnungsleerstände ganz überwiegend das bessere Marktsegment und große Wohnungen betreffen. Darüber hinaus haben finanzschwache Haushalte zusätzliche Probleme durch die gestiegenen Betriebskosten, die durch die stark angezogenen Energiepreise noch weiter verschärft werden. Dies ist einer der Gründe, weswegen der Landesmieterbund es für einen kapitalen Fehler hält, wenn sich die öffentliche Hand von öffentlich kontrollierten Wohnungsbeständen trennt, wie dies beispielsweise die Landeshauptstadt Kiel vorexerziert hat. Damit werden nämlich diejenigen Instrumente aus der Hand gegeben, die es erlauben, auch finanzschwache Haushalte zu vertretbaren Preisen mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Die Zeche dafür werden die Kommunen aus ihren Sozialhilfeetats bezahlen müssen.

Im Ergebnis konstatiert der Landesmieterbund ein zunehmendes Spannungsverhältnis zwischen nachgebenden Mieten im Spitzensegment und sich einer weiterhin verschärfenden Situation bei der Wohnraumversorgung für finanzschwache Haushalte. Dieses Spannungsverhältnis wird nach Auffassung des Landesmieterbundes an Dynamik noch erheblich zulegen. Die seit Jahren zu beobachtende Talfahrt bei den Baugenehmigungen im Geschosswohnungsbau hält nämlich unvermindert an. Wurden 1994 noch 12.107 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau genehmigt, so ist diese Zahl 1999 auf 5.215 Einheiten abgesackt. Siehe Grafik hierzu.

Auch für 2000 deutet sich eine Fortsetzung dieses Trends an. Dabei braucht es erfahrungsgemäß mehrere Jahre bis die Wohnungsbautätigkeit wieder in Schwung kommt, wenn sie die Talsohle erreicht hat. Nach Auffassung des Landesmieterbundes verschärft sich die Gefahr einer neuen Wohnungsnot in den Ballungsräumen von Jahr zu Jahr. Erste Anzeichen finden sich nach Aussage der Maklerverbände in steigenden Neuvermietungspreisen, wie sie bereits jetzt in den Ballungsräumen angetroffen werden. Deswegen warnt der Landesmieterbund erneut vor einem Absacken der Genehmigungszahlen für den Mietwohnungsbau ins Bodenlose und fordert er die Politik auf, das zu tun, was sie selber immer predigt, nämlich für eine Verstetigung im Wohnungsbau zu sorgen. Dies kann nach Auffassung des Landesmieterbundes nur in antizyklischen Förderprogrammen auch für den Geschosswohnungsbau liegen, setzt allerdings die nötige Weitsicht voraus.

Nähere Auskünfte erteilen alle schleswig-holsteinischen Mietervereine. Deren Sprechzeiten und Aufnahmebedingungen können bei der Landesgeschäftsstelle des Mieterbundes Schleswig-Holstein, Eggerstedtstr. 1, 24103 Kiel, Telefon 0431/97919-0 erfragt werden.

Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel

 

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