Erster Betriebskostenspiegel für Schleswig-Holstein vorgelegt Im Durchschnitt 2,56 Euro/qm monatlich für die „zweite Miete“

Kiel, den 26.01.2006

Erster Betriebskostenspiegel für Schleswig-Holstein vorgelegt
Im Durchschnitt 2,56 Euro/qm monatlich für die „zweite Miete“

„Im Durchschnitt zahlen die Mieter in Schleswig-Holstein für ihre Wohnungen 2,56 Euro pro Quadratmeter im Monat an Betriebskosten“, erklärte Landesgeschäftsführer Jochen Kiersch  anlässlich der Vorstellung des ersten Betriebskostenspiegels für Schleswig-Holstein. „Das bedeutet, Mieter einer 80 Quadratmeter großen Wohnung zahlen im Monat 204,80 Euro für Heizkosten und kalte Nebenkosten, das sind 2.457,60 Euro im Jahr. Damit machen die Betriebskosten im Jahr 2004 36,2 Prozent der Gesamtmietbelastung aus.“

„Die Höhe der kalten, vor allem aber der warmen Betriebskosten wird ein immer wichtigeres Entscheidungskriterium für Mieter bei der Anmietung der Wohnung oder bei der Fortsetzung des Mietverhältnisses. Ziel des Betriebskostenspiegels ist es deshalb, Transparenz und Vergleichbarkeit sowohl für Wohnungssuchende als auch für die Millionen Haushalte herzustellen, die jährlich Betriebskostenabrechnungen erhalten. Außerdem soll der Betriebskostenspiegel Anhaltspunkte für eine Überprüfung der Abrechnungen nach Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten liefern. Und er soll Vermietern Hinweise geben, wo Einsparmöglichkeiten existieren und Maßnahmen eingeleitet werden sollten, um überhöhte Betriebskosten zu reduzieren“, sagte Kiersch.

Der Betriebskostenspiegel als Transparenzinstrument und Orientierungshilfe gibt für jede Betriebskostenart drei Werte pro Quadratmeter und Monat an: Neben den Durchschnittskosten sind das ein unterer Grenzwert, der mindestens erreicht wird, wenn die Betriebskostenart erhoben wird, und ein oberer Grenzwert, der von Statistikern auch als kritischer Grenzwert bezeichnet wird. Wer hier über diesen Kosten liegt, hat allen Grund, kritisch bei seinem Vermieter nachzufragen.

„Der erste Betriebskostenspiegel für Schleswig-Holstein bietet im Wesentlichen vier Vorteile“, so das Resümee von Jochen Kiersch:

Ø    Mit Hilfe des Betriebskostenspiegels können Mieter überblicken, ob die einzelnen Kosten der Höhe nach plausibel sind.

Ø    Wohnungssuchende können vor Abschluss eines neuen Mietvertrages erkennen, ob die vorgegebenen Vorauszahlungen realistisch sind, bzw. sie erhalten Informationen, mit welcher Gesamtmietbelastung tatsächlich zu rechnen ist.

Ø    Im Zuge der Überprüfung von Nebenkostenabrechnungen bieten Betriebskostenspiegel Anhaltspunkte für überhöhte oder unwirtschaftliche Kostenpositionen.

Ø    Vermieter haben die Chance, Ausreißerpositionen zu erkennen, vergleichsweise hohe Ausgaben für einzelne Betriebskostenarten zu identifizieren und ggf. Maßnahmen zur Kostenreduzierung einzuleiten.“

Nach Einschätzung des Mieterbundes Schleswig-Holstein hat der neue landesweite Betriebskostenspiegel eine hohe Aussagekraft. Ein Vergleich zu dem Betriebskostenspiegel der Landeshauptstadt Kiel z. B. zeigt, dass die meisten Werte relativ dicht beieinander liegen. Aber es zeigt sich auch: Beim Abwasser legt der Kieler Wert um 67 % über dem Bundes-/Landesdurchschnitt. Auch die Müllabfuhrgebühren liegen mit einer Abweichung von 53 % zum Bundes- und 28 % zum Landesdurchschnitt in Kiel viel zu hoch, was die jüngste Anhebung der Müllgebühren, die auf diese Beträge noch draufsattelt umso fragwürdiger macht.

Auffällig ist schließlich auch die Tatsache, dass die Heizkosten in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich hoch sind – ein Tribut an die klimatische Situation im Land zwischen den Meeren. Dies war allerdings schon durch eine frühere Techem-Studie bekannt, die jedoch im Gegensatz zu der DMB-Erhebung den Schönheitsfehler hatte, dass sie die Mietwohnungen in den vielen Ein- und Zweifamilienhäusern nicht berücksichtigen konnte, weil dort nicht nach der Heizkostenverordnung abgerechnet werden muss.

Abschließend weist der DMB Schleswig-Holstein daraufhin, dass auch EDV-mäßig erstellte Abrechnungen keineswegs immer rechnerisch richtig sein müssen. Es kommt verhältnismäßig oft vor, dass Heizkostenergebnisse falsch in Betriebskostenabrechnungen übernommen werden, Vorauszahlungen nicht stimmen oder ganz einfach falsch gerechnet wird.

Bereits am 1. Dezember 2005 hatte der Deutsche Mieterbund den ersten bundesweiten Betriebskostenspiegel für Deutschland vorgelegt und allen Interessierten kostenlos zur Verfügung gestellt (www.mieterbund.de). Entstanden ist der Betriebskostenspiegel für Deutschland in Zusammenarbeit mit der Konstanzer Firma mindUp Web + Intelligence GmbH. Ingesamt wurden 13.500 Datenwerte des Abrechnungsjahres 2004 ausgewertet, die sich auf mehr als 10 Millionen Quadratmeter Mietwohnungsfläche beziehen.

Mit den jetzt vorgelegten, landesweit geltenden Betriebskostenspiegeln können erstmals regionale Aspekte verstärkt berücksichtigt werden. Soweit für eine einzelne Kostenart kein ausreichendes Datenmaterial zur Verfügung stand, ist dies im Betriebkostenspiegel gekennzeichnet. In diesen Fällen wurden die Vergleichszahlen des Betriebskostenspiegels für Deutschland übernommen.

Der Betriebskostenspiegel für Schleswig-Holstein steht im Internet unter www.mieterbund-schleswig-holstein.de kostenlos zur Verfügung.

 

 

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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