Beratungsstatistik der Mietervereine:
Kiel, den 05.03.2009
Beratungsstatistik der Mietervereine:
Mehr Mieterhöhungen, weniger Umzüge
Einmal jährlich werten die schleswig-holsteinischen Mietervereine ihre Beratungsnachfrage aus. Die Statistik 2008 zeigt dabei deutliche Tendenzen eines sich langsam wieder anspannenden Wohnungsmarktes.
Die Zahl der Mieterhöhungen, der vom Vermieter ausgehenden Kündigungen, der Auseinandersetzungen um Untervermietungsansprüche und Wohngemeinschaften hat deutlich zugelegt, während die Mängelbeseitigungsansprüche des Vermieters nach Rückgabe einer Wohnung, Streitigkeiten um Schönheitsreparaturen und Kaution sowie Mieterkündigungen deutlich rückläufig waren. Besonders auffällig: Auseinandersetzungen um eine fristlose Kündigung des Vermieters haben von 453 Beratungsfällen in 2007 auf 519 in 2008, entsprechend 14,6 % zugelegt. Heftig auch der Sprung bei den sogenannten Verwertungskündigungen von 243 Beratungsfällen auf 276 im Jahre 2008, entsprechend 13,6 %. Und auch Eigenbedarfskündigungen haben von 508 auf 574 Beratungsfälle mit 13 % kräftig zugelegt. Weniger stark ist der Anstieg bei den Vergleichsmieterhöhungen mit 4,8 % ausgefallen, allerdings finden wir hier absolut sehr starke Zahlen mit einem Anstieg von 1.843 Beratungsfällen auf 1.932.
Weniger Umzüge bringen weniger Kautionsstreitigkeiten mit sich. Hier sanken die Beratungsfälle von 3.080 auf 2.980 Beratungsfälle, entsprechend 3,2 %. Sehr viel stärker zurückgegangen sind Auseinandersetzungen um Mieterkündigungen von 1.821 auf 1.579 Beratungsfälle, entsprechend 13,3 % und bei den Schönheitsreparaturen hat es einen richtigen Einbruch gegeben von 2.351 auf nur noch 1.932 Beratungsfälle. Hierbei spielt aber sicherlich auch die ausgleichende Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes eine große Rolle, die die völlig überzogenen Anforderungen von Formularmietverträgen insbesondere der Haus- und Grundeigentümerorganisation kräftig gestutzt hat.
Bei den „TOP 10″ der Beratungsschwerpunkte hat sich nicht viel getan: Mit 11.833 Beratungsfällen nehmen Mängel des Mietobjektes nach wie vor unangefochten Platz 1 ein. Die kalten Betriebskosten rangieren mit 7.771 und die Heizkosten mit 6.060 Fällen auf Platz 2 und 3, allerdings würden sie auf Platz 1 rangieren, wenn man sie zusammen bewertet. Eine Veränderung ist indessen doch sehr auffällig: Auseinandersetzungen um Vergleichsmieterhöhungen haben sich von Platz 7 im Vorjahre auf Platz 5 in 2008 vorgearbeitet. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Furcht der Anbieterseite mit zu hohen Mietforderungen nur ihren Leerstand zu vergrößern weiter schwindet. Die Mietervereine sehen die Entwicklung bei den Beratungsschwerpunkten mit großer Sorge. Sie ist ein deutliches Indiz für Anspannungstendenzen auf dem Wohnungsmarkt hervorgerufen durch viel zu niedrige Neubauleistungen einerseits und einen zunehmenden Druck auf das preiswerte Marktsegment. Dieser wiederum wird durch die stringenten Vorgaben des SGB II befeuert und durch den rasanten Verlust vieler preiswerter Wohnungen durch Abriss und Modernisierung. Die Mietervereine leiten daraus die Forderung ab, mehr preiswerte Wohnungen auch im Neubau zu fördern und dafür zu sorgen, dass der anhaltende Verlust an preisgebundenen Wohnungen gestoppt wird. Vehement sprechen sich die Mietervereine deshalb auch gegen die geplante vorzeitige Freigabe von Sozialwohnungen nach 35 Jahren Bindungsdauer aus, wie sie zur Zeit von CDU und SPD betrieben wird.
Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel