Abriss – Verheerendes Signal!
Kiel, den 07.04.2016
Abriss – Verheerendes Signal!
Nach Auffassung des Mieterbundes Schleswig-Holstein ist der vorgeschlagene Abriss von Wohnraum im Zusammenhang mit der Vorstellung der Studie des Pestel-Institutes ein verheerendes Signal an die derzeitigen Mieterinnen und Mieter und für Wohnungssuchende mit kleinem Portemonnaie. Das Ergebnis der im Auftrag von Verbänden der Bauwirtschaft herausgegebenen Studie scheint weniger eine „Chance für den Wohnungsmarkt“, denn eine „Chance für die Bauwirtschaft“.
Die Interessenvertretung sieht eine Verdrängung von Mieterinnen und Mietern vorprogrammiert. Völlig unverständlich ist dies angesichts der Behauptung der Wohnungswirtschaft, dass diese deshalb nicht neu bauen könnten, weil die Bauunternehmen bereits mangels Personal nicht in der Lage seien, anstehende Aufträge zu erfüllen. Im Bauhandwerk seien in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erhebliche Einsparungen an Personal vorgenommen worden, die Ausbildung im Bauhandwerk sei ebenso minimiert worden, und daher sei ein schneller Wohnungsbau, wie er jetzt unstreitig nötig ist, kaum mehr durchführbar.
Der Mieterbund Schleswig-Holstein ist davon überzeugt, dass es einer sehr sorgfältigen Überprüfung von Bausubstanz bedarf, bevor diese zum Abriss freigegeben wird und Mieterinnen und Mieter ihren Wohnungslebensmittelpunkt verlieren. Er fordert bei Abriss, der zum Teil mit öffentlichen Mitteln erfolgt, den bisherigen Mietern die Chance zu geben, durch eine vorübergehende Umsiedlung das Mietverhältnis an der bisherigen Stelle fortzusetzen. Angesichts einer Vielzahl fehlender Wohnungen dürfe Abriss erst dann in Betracht kommen, wenn bezahlbarer Wohnraum für die betreffenden bisherigen Mieterhaushalte sichergestellt ist.
Eine Vielzahl von heruntergekommenen Gebäuden sei auf mangelhafte Instandhaltung der Eigentümer zurückzuführen. Die Konsequenzen durch einen dann notwendigen Abriss dürften nicht auf dem Rücken der Mieter ausgetragen werden.
Der Mieterbund Schleswig-Holstein fordert deshalb seit langem ein Wohnungsaufsichts- und -pflegegesetz, das Vermieter dazu zwingt, Wohnraum angemessen zu erhalten, die Sozialpflichtigkeit Ihres Eigentums zu berücksichtigen und nicht nur ihrem Gewinnstreben nachzugehen.
Verantwortlich: Geschäftsführerin Heidrun Clausen, Kiel