Wohnungsmarktprognose: Mieterbund Schleswig-Holstein sieht sich bestätigt
Kiel, den 22.11.2005
Wohnungsmarktprognose: Mieterbund Schleswig-Holstein sieht sich bestätigt
Die vom Innenministerium vorgelegte Wohnungsmarktprognose bis zum Jahre 2020 bestätigt nach Auffassung des schleswig-holsteinischen Mieterbundes die Befürchtung, dass Teile des schleswig-holsteinischen Wohnungsmarktes wieder unter Druck geraten könnten, wenn nicht gegengesteuert wird. So werde die Zahl der Haushalte, die zugleich der wesentliche Motor für die Wohnraumnachfrage ist, bis zum Jahre 2020 um 5,5 Prozent steigen,
allerdings regional sehr unterschiedlich: So werden die Umlandkreise von Hamburg und Kiel mit 10 bzw. 7 Prozent deutlich überdurchschnittliche Zuwächse zu verzeichnen haben, während die übrigen Kreise und kreisfreien Städte nur knapp die 0-Prozent-Marke überschreiten mit Ausnahme der nordwestlichen Kreise und Ostholsteins, für die die Prognose Zuwächse um 5 Prozent annimmt. Daraus leitet das Institut einen Neubaubedarf von insgesamt 133.600 Wohnungen ab mit einem Schwerpunkt bis zum Jahre 2010 und knapp 70.000 Wohnungen. Auch hier konkretisiert sich der Bedarf im hamburgischen und im Kieler Umland mit 14 bzw. 11 Prozent, in den übrigen Kreisen mit ca. 6 Prozent, ausgenommen der Nordwesten und Ostholstein mit 9 bzw. 10 Prozent. Bezogen auf die aktuelle politische Entwicklung weist die Mieterorganisation darauf hin, dass wegen des Wegfalls der Eigenheimzulage mit einem deutlichen Einbruch bei der Erstellung neuer Eigenheime zu rechnen ist. Auch die Kürzung der Pendlerpauschale wird dazu beitragen. Diese Entwicklung konnte die Prognose natürlich noch nicht berücksichtigen. Die Mieterorganisation rechnet daher mit einer erhöhten Wohnraumnachfrage in den Städten, die die Leerstände relativ schnell absorbieren könnte. Dies würde zu einem Wettbewerb um preiswerte Mietwohnungen führen, der am Ende zu Lasten von einkommensschwachen Haushalten geht. Damit würde sich eine Entwicklung verschärfen, die der Mieterorganisation seit Jahren große Sorgen bereitet. Mit dem Verkauf der großen Wohnungsbestände – KWW, KWG, LEG, BIG und BauBeCon sind rund 50.000 Wohnungen des eher preiswerten Marktsegments, darunter sehr viele Sozialwohnungen, in die Hände von Investoren gefallen, die sehr viel stärker als die früheren Eigentümer renditeorientiert sind. Hierauf führt die Mieterorganisation z.B. die Tatsache zurück, dass seit Jahresbeginn die Sozialmieten mit plus 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr sehr viel stärker angestiegen sind als die frei finanzierten Mieten. Hinzu kommt das Ausbluten des Sozialwohnungsbestandes, den die Prognose mit ca. 38.000 Bindungen bis zum Jahre 2010 annimmt.
Vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit und des zunehmenden Druckes auf Transferleistungsbezieher, ihre Wohnkostenbelastung zu senken, sieht die Mieterorganisation zunehmenden Handlungsbedarf, vermehrt preiswerten Wohnraum bereit zu stellen. Dabei begrüßt es der Mieterbund Schleswig-Holstein, dass das Innenministerium nach seiner jüngsten Pressemitteilung die Dinge ähnlich sieht. Auch das Innenministerium sieht die Prioritäten in mittleren und größeren Städten mit wohnungspolitischen Schwerpunkten für junge Familien mit Kindern, Alleinerziehende, alte Menschen und Menschen mit Behinderungen.
Die Einschätzung der Gutachter, das landesweit 150.000 Wohnungen innerhalb der nächsten 5 Jahre umfassend modernisiert werden müssen, wird auch von der Mieterorganisation geteilt. Warnend weisen die Mietervereine aber darauf hin, dass im Zuge dieser Modernisierungen nicht das preiswerte Marktsegment „wegmodernisiert“ werden darf.
Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel