„Mietnomaden“ sind die absolute AusnahmeKonfliktpotential mit geringer Schwankungsbreite

Kiel, den 30.05.2006

„Mietnomaden“ sind die absolute Ausnahme
Konfliktpotential mit geringer Schwankungsbreite

In den Kieler Nachrichten vom 30.05.2006 stellt die schleswig-holsteinische Haus- und Grundeigentümerorganisation die Behauptung auf, Reklamationen wegen verwahrloster Rückgabe von Mietobjekten hätten in den vergangenen zwei, drei Jahren stark zugenommen. Dieser Behauptung tritt die schleswig-holsteinische Mieterorganisation energisch entgegen.

 

Zwar bedauert auch der Landesmieterbund Fälle, in denen Vermietern durch Mietausfälle und Verwüstungen hoher Schaden zugefügt wird, die schleswig-holsteinischen Mietervereine bestreiten aber, dass dies ein Massenphänomen wäre oder dass es eine signifikant zunehmende Tendenz zu derartigen Verwüstungen gäbe.

Hintergrund ist eine Untersuchung, die die Mieterorganisation im August 2005 angestellt hat. Danach war die Zahl der Räumungsklagen tendenziell leicht rückläufig, allerdings mit regionaler Differenzierung – im hamburgischen Umland war ein Anstieg zu verzeichnen. Per Saldo meldeten die Gerichte in den neun größten Städten des Landes im Jahre 2002 gerade mal 2141, in 2003 2.029 und in 2004 1.958 Räumungsklagen. Dies entspricht bezogen auf das Jahr 2004 2,4 Räumungsklagen je 1.000 Einwohner und ist ein Wert, der die Mär von massenhaften Mietschuldnern ohne weiteres widerlegt. Die Mieterorganisation bestreitet nicht, dass ein vertragsuntreuer Mieter für einen Vermieter eine schwere Hypothek bedeutet. Andererseits ist niemand sicher vor unseriösen Vertragspartnern auf der Mieter-, wie auf der Vermieterseite. So kommt es immer wieder vor, dass Vermieter Abschlagszahlungen, die sie von den Mietern erhalten haben, nicht an Energieversorger weiterleiten mit der Folge, dass ganze Häuserblocks, in denen Familien mit Kindern wohnen, im Winter von der Energieversorgung abgeschnitten werden, so geschehen in Rendsburg und Flensburg. Und in der Landeshauptstadt Kiel kann man in der Bielenbergstraße und der Helsinkistraße in Augenschein nehmen, auf welche dramatische Weise ganze Häuserblocks verkommen, wenn ein Vermieter seine Pflichten vernachlässigt.

Die Mieterorganisation legt Wert auf die Feststellung, dass sie Vertragsverletzungen der Mieterseite nicht gegen Vertragsverletzungen der Vermieterseite aufrechnen möchte. Sie wehrt sich aber gegen die „Mietnomaden-Kampagne“ der Vermieterorganisationen, die durch Zahlen nicht belegt sind. Die Zahl der Räumungsklagen jedenfalls stützt die Behauptungen von Haus & Grund Schleswig-Holstein nicht.

Und welche Empfehlung gibt die Mieterorganisation bei Mietproblemen? Räumungsklage und Zwangsräumung sind bei Mietrückständen meistens vermeidbar. Die wenigsten Vermieter haben ein Interesse daran, ihre Mieter herauszuräumen und sind sogar zu Zugeständnissen und zur Mithilfe gegenüber Behörden bereit und in der Lage, wenn sie von ihren Mietern frühzeitig wegen etwaiger Zahlungsprobleme angesprochen werden. Aber natürlich bieten auch Mietervereine, Schuldnerberatungen und Sozialämter Hilfestellung an, die um so effektiver ist, je früher betroffene Haushalte diese Hilfe in Anspruch nehmen. In vielen Fällen können damit die enormen zusätzlichen Kosten abgewendet werden, die mit einem Räumungsprozess und etwaigen Zwangsräumungsterminen einhergehen. Mieter und Vermieter können im Übrigen die Schlichtungsstelle der Mieterorganisation anrufen unter der Adresse Mieterbund Schleswig-Holstein, Eggerstedtstr. 1, 24103 Kiel, Telefon0431/97919-0.

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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